Homosexualität und „Ehe für alle“ aus christlich-kirchlicher Sicht. Standpunkte.

Homosexualität in der Bibel

Zwei Frauen halten am Strand Händchen

Die Bibel kennt keine gleichgeschlechtliche Liebe und auch nicht die Ehe als Institut im heutigen Sinne, wohl aber die starke Zuneigung zwischen Menschen gleichen Geschlechts.

Homosexualität, schwul, lesbisch – das sind moderne Bezeichnungen, die die Bibel nicht kennt. Im 3. Buch Mose steht: „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so ist das ein Greuel und beide sollten des Todes sterben.“ (3. Mose 20, 13)  

Im selben 3. Buch Mose steht geschrieben: Das Essen von Lebewesen aus dem Wasser ohne Schuppen und Flossen, also zum Beispiel Muscheln oder Scampi, ist ebenfalls ein Greuel. (3. Mose 11, 10) Soll also des Todes sterben, wer eine Frutti di Mare-Platte im Italienurlaub bestellt? Blutwurst gehört auch zu den Greueltaten – schlechte Nachricht für die Schlachtplatte! (3. Mose 19, 26) 

Bei der Auslegung der Bibel wurde Homosexualität oft mit Tempelprostitution, Vergewaltigung oder Knabenliebe gleichgesetzt. Damit hat gleichgeschlechtliche Liebe jedoch nichts zu tun. Und den Zwang zu Prostitution gibt es neben Vergewaltigung und Missbrauch wohl auch in verschiedengeschlechtlichen Verbindungen. Gerade das alte Testament eignet sich wenig für die biblizistische Interpretation heterosexuell normierter Beziehungen. Sonst müsste(n) aus der Ehe im Singular die Ehen im Plural, die Polygamie der Stammväter, werden. Der Weg zur Einehe wie zum Eingottglauben in der Geschichte des biblischen Volkes Israel war wie jener das Ergebnis einer dynamischen, historischen Entwicklung. Dafür kennen altes und neues Testament zeitbedingte Institutionen der familiären Sicherung, die uns fremd sind und sich wohl kaum eine Mehrheit fände, diese bei uns einzuführen: bspw. die sogenannte Leviratsehe.

Levirat (von lateinisch levir „Schwager“), Leviratsehe oder Schwagerehe bezeichnet in der Ethnosoziologie eine Sitte, nach welcher der Bruder (oder ein anderer naher Verwandter) eines kinderlos Verstorbenen dessen Witwe heiratete.

Das Levirat kommt nur in patrilinearen Gesellschaften vor und soll die durch die Ehe geschlossene Allianz zwischen zwei Familien wahren. Darüber hinaus dient es einerseits als Schutzbestimmung für die Erhaltung der erbberechtigten männlichen Nachkommenschaft einer Familie und andererseits der Versorgung der kinderlosen Witwe, die ansonsten ihren Platz in der Gesellschaft verloren hätte. Der Bruder des kinderlos Verstorbenen ist dadurch verpflichtet, mit der Witwe seines Bruders einen Erben zu zeugen. Eine förmliche Heirat ist dabei nicht in jedem Fall notwendig, da das im Levirat gezeugte Kind als Nachkomme des verstorbenen Ehemannes der Mutter gilt.

Das Levirat (hebräisch ייבום, Jibbum) wird in der Tora erstmals in Genesis 38 LUT erwähnt und als Gesetz in 5. Buch Mose (Deuteronomium) 25,5–10 LUT. In Mischna und Talmud wird der Jibbum ausführlich im Traktat Jewamot (מַסֶּכֶת יְבָמוֹת „Schwägerinnen“, siehe Seder Naschim) behandelt. Voraussetzung war, dass der Bruder ohne männliche Nachkommen verstarb. Damit war der Familienbesitz gefährdet. Um diesen Besitz zu schützen, der nach der Tora von Gott JHWH durch Josua verteilt worden war, und die Stellung der Witwe zu sichern, heiratete der nächste Bruder, sofern er volljährig war, seine Schwägerin. Sollte er nicht in der Lage sein, die Schwägerin zu heiraten, ging die Pflicht auf den folgenden Bruder über. Wenn der betreffende Bruder noch nicht heiratsfähig war, musste die Witwe bis zu dessen Volljährigkeit warten. Ziel war es, einen männlichen Nachkommen zu zeugen, der den „Namen und Rechtsstellung“ des verstorbenen Gatten erhielt und rechtlich als dessen Sohn galt. Die Schwagerehe war nicht gestattet, wenn aus der ersten Ehe Söhne vorhanden waren. Der Vollzug des Levirats war eine religiöse Pflicht, kam aber nur bei Zustimmung beider Parteien zur Ausübung.

Ḥaliẓah- oder Chalitza-Schuh (20. Jh.)

9Wenn einer der beiden Beteiligten nicht einwilligt, wird die Zeremonie der Chalitza (Ḥaliẓah)  ausgeführt. Dabei zieht die Witwe dem Levir (Schwager) einen Chalitza-Schuh aus und spuckt vor ihm auf die Erde. Dabei wird ein bestimmter Spruch gesagt. Dies wurde traditionell vor den Ältesten vollführt, später wandelte es sich jedoch zu einer öffentlichen Zeremonie. Seit der Zeit Raschis um 1100 n. Chr. wurde die Chalitza dem Levirat vorgezogen.

„Wenn Brüder beieinander wohnen und einer stirbt ohne Söhne, so sollte seine Witwe nicht die Frau eines Mannes aus einer andern Sippe werden, sondern ihr Schwager soll zu ihr gehen und sie zur Frau nehmen und mit ihr die Schwagerehe schließen. Und der erste Sohn, den sie gebiert, soll gelten als der Sohn seines verstorbenen Bruders, damit dessen Name nicht ausgetilgt werde aus Israel. Gefällt es aber dem Mann nicht, seine Schwägerin zu nehmen, so soll sie, seine Schwägerin, hingehen ins Tor vor die Ältesten und sagen: Mein Schwager weigert sich, seinem Bruder seinen Namen zu erhalten in Israel, und will mich nicht ehelichen. Dann sollen ihn die Ältesten der Stadt zu sich rufen und mit ihm reden. Wenn er aber darauf besteht und spricht: Es gefällt mir nicht, sie zu nehmen –, so soll seine Schwägerin zu ihm treten vor den Ältesten und ihm den Schuh vom Fuß ziehen und ihm ins Gesicht speien und soll antworten und sprechen: So soll man tun einem jeden Mann, der seines Bruders Haus nicht bauen will! Und sein Name soll in Israel heißen des ‚Barfüßers Haus‘.“

– 5. Buch Mose (Deuteronomium) 25,5–10

Der Apostel Paulus geht davon aus, dass Frauen und Männer sich aus Gottlosigkeit dem eigenen Geschlecht zuwenden (Römer 1, 26). Wenn der Mensch nur sich selbst liebe, narzistisch, nur sein Spiegelbild im eigenen Geschlecht und nicht als stets Erganzungsbedürfige/r, sei dies Sünde im Sinne einer Abkehr von Gott, von dessen Willen. So versteht Paulus Homosexualität. Eine Frau liebt eine Frau. Ein Mann liebt einen Mann. Im Sinne einer gleichberechtigt- partnerschaftlichen Beziehung ist dies der Bibel notwendiger Weise fremd. Eine Liebe gleichen Geschlechtes, die einander nicht fremd bleibt, sondern sich des Geschenkes verdankt, gerade weil der bzw. die andere trotz des gleichen Geschlechtes „anders“ ist und weil es etwas Gemeinsames, Verbindendes gibt – das kommt im Weltbild des Paulus selbstverständlich nicht vor. 

Die Bibel kennt allerdings starke Zuneigung zwischen Menschen gleichen Geschlechts. So sagt Rut zu ihrer Schwiegermutter Noomi: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch.“ (Rut 1, 16) Erstaunlicherweise sind diese Worte von Frau zu Frau als Trauspruch heute für Braut und Bräutigam beliebt.  Auch David zeigt starke Gefühle, er weint über seinen verstorbenen Freund Jonatan: „Deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist.“ Welche Art von Liebe damit gemeint ist, bleibt offen. 

Die evangelischen Kirchen tun sich mit der Akzeptanz eines göttlichen Segens auf nicht heterosexuellen Lebensgemeinschaften „als Ehe“ leichter als die katholische und orthodoxen Kirche(n), da der Ehebegriff ein anderer, ein nichtsakramentaler ist.

Interessant ist, dass z.B. bei der Diskussion um die Einführung der „sakramentalen Ehe für alle“ des Alt-Katholizismus nie zur Diskussion stand, das Ehesakrament selber aufzugeben, statt es de facto zu erweitern, auf ein a) bzw. b) oder gar 8. Sakrament. In beiden Fällen ist im Grunde die Wahrung der Einheit mit der „alten, ungeteilten Kirche“ infragegestellt.

Die Frage ist, wie gehen die Kirchen mit anderen, weder hetero- noch homosexuellen Lebens- und Verantwortungs- bzw. Einstehensgemeinschaften umgeht-Verbindungen mit mehr als 2 Personen, mit nicht festgelegter geschlechtlicher Identität etc. Die Einführung einer gleichgeschlechtlichen Ehe für alle ist ihrerseits diskriminierend, zementiert also das, was sie selbst abzuschaffen vorgibt, nur für andere Lebensgemeinschaften. Ein ehelos lebender Mensch kann sicher auch frucht- und nutzbringend für die Gemeinschaft und Gesellschaft wirken, in der er oder sie lebt und wirkt.

Das „Argument“ der mutmaßlichen Unnatürlichkeit nicht heterosexueller Verbindungen

Die Vorstellung, dass die Homo-Ehe „falsch“ sei, weil homosexuelle Paare irgendwie „unnatürlich“ seien, wird nicht oft offen ausgesprochen, aber diese Prämisse beeinflusst andere Argumente und steckt hinter den negativen Meinungen vieler Menschen über Homosexualität im Allgemeinen. Für die meisten Menschen sind heterosexuelle Beziehungen sowohl in der Gesellschaft als auch in der Natur die Norm. Nicht heteronormative Beziehungen werden von der hierzulande geltenden, gesellschaftlichen Norm her als „unnatürlich“ empfunden. Würden wir in einer Gesellschaft leben, in der Paarverbindungen gleichen Geschlechts die Norm wären, würde das nicht unser Norm- und Natürlichkeitsempfinden maßgeblich beeinflussen?

Natur und Ehe

Solche Argumente sind oberflächlich wirksam, weil sie versuchen, die Macht von scheinbar neutralen und objektiven Kategorien wie „Natur“ und „Natürlich“ zur Unterstützung der eigenen Position zu nutzen. Auf diese Weise kann eine Person versuchen, Vorwürfe der Bigotterie und Intoleranz abzuwenden, weil es schließlich nur um die tatsächliche Beobachtung geht, was ein angemessener Teil der natürlichen Ordnung ist und / oder was nicht ist naturgesetzlich vorgeschrieben. Es ist nicht bigotter oder intoleranter, wenn man beobachtet, wie die herabfallenden Gegenstände eher herunterfallen als aufsteigen, oder wenn sich Bären eher mit anderen als mit Rehen paaren.

In Wirklichkeit sind Behauptungen über die Naturordnung oder das Naturgesetz jedoch nur Masken für religiöse, politische oder soziale Vorurteile, einschließlich solcher, die auf die Ebene der Bigotterie aufsteigen. Das philosophische Furnier mag manchmal beeindruckend sein, aber wir dürfen nicht versäumen, unter die Oberfläche zu schauen, um zu verstehen, was die wirklichen Ideen und Argumente sind. Ein Mittel, um dies zu tun, besteht darin, die nicht so einfache Frage zu stellen, was unter „natürlich“ und „nicht natürlich“ zu verstehen ist

Eine allgemeine und vereinfachende Bedeutung ist, dass heterosexuelle Beziehungen „natürlich“ sind, weil wir das in der Natur finden, während wir keine homosexuellen Beziehungen finden. Letzteres ist daher unnatürlich und sollte nicht von der Gesellschaft bestätigt werden. Ein perfektes Beispiel für diese Haltung gegenüber der mutmaßlichen „Unnatürlichkeit“ der Homosexualität brachte Peter Akinola, anglikanischer Erzbischof von Nigeria, zum Ausdruck:

Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mann in seinen Sinnen eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann haben würde. Selbst in der Welt der Tiere – Hunde, Kühe, Löwen – hören wir nichts davon.

Hiergegen gibt es viele mögliche Einwände. Erstens sind Menschen offensichtlich ein Teil der Natur. Wenn Menschen also homosexuelle Beziehungen haben, ist das nicht ein Teil der Natur? Zweitens finden wir keine Hunde, Kühe und Löwen, die legale Eheverträge miteinander abschließen. Bedeutet das, dass eine legale Ehe als Institution „unnatürlich“ ist und beseitigt werden sollte?

Diese Einwände verweisen auf die logischen Fehler in der Argumentation, die aufzeigen, was oben beschrieben wurde: Es handelt sich lediglich um ein philosophisches Furnier, das auf persönliche Vorurteile angewendet wird. Genauso wichtig ist jedoch, dass das Argument sachlich falsch ist. Homosexuelle Aktivitäten und homosexuelle Beziehungen sind in der ganzen Natur anzutreffen – bei Hunden, Kühen, Löwen und vielem mehr. Bei einigen Arten sind homosexuelle Aktivitäten weit verbreitet und regelmäßig. Dies bedeutet, dass das Argument nicht nur ein philosophisches Furnier ist, sondern auch ein billiges und schlecht verarbeitetes Furnier

Menschliche Natur

Manchmal kann das Argument, dass homosexuelle Beziehungen und Homosexualität „unnatürlich“ sind, in dem Sinne gemeint sein, dass sie in ihrem von der Zivilisation unbefleckten Zustand nicht wirklich aus der „menschlichen Natur“ stammen. Vermutlich soll dies bedeuten, dass niemand schwul wäre, wenn es nicht die Gesellschaft um uns gäbe – wir würden uns immer nur mit Mitgliedern des anderen Geschlechts paaren oder enge Beziehungen zu ihnen unterhalten wollen .

Es gibt keine Beweise, die dies belegen – nicht einmal falsche Beweise, wie bei dem vorherigen Argument. Doch selbst wenn wir akzeptieren, dass es wahr ist, was dann? Die bloße Tatsache, dass Menschen in einem „Naturzustand“ außerhalb der Grenzen der Zivilisation nichts tun würden, ist absolut kein Grund zu der Schlussfolgerung, dass sie dies auch nicht tun sollten, wenn sie in der Zivilisation leben. Wir würden außerhalb der Zivilisationsstrukturen kein Auto fahren oder Computer benutzen. Sollten wir also aufhören, diese zu benutzen, während wir ein Teil der Gesellschaft sind?

Sehr oft soll das Argument, dass homosexuelle Beziehungen „unnatürlich“ sind, die Tatsache beschreiben, dass sie nicht zur Zeugung von Kindern führen (können), was angeblich die „natürliche“ Folge solcher sein soll intime Beziehungen, insbesondere Ehe. Nicht jede heterosexuelle Lebensgemeinschaft hat -auch aus dem Vermögen eines oder beider Partner heraus- die Zeugung von Nachkommenschaft zur Folge. Wir würden uns zurecht davor hüten, solchen Ehen ihr Wesen abzusprechen, weil aus ihr keine Kinder hervorgehen.

Letztendlich kann das Argument „Homosexualität ist unnatürlich“ die Argumentation gegen gleichgeschlechtliche Ehen nicht stützen, da der Begriff „unnatürlich“ keinen klaren und überzeugenden Inhalt hat. Alles, was als „unnatürlich“ bezeichnet wird, ist entweder unbestreitbar natürlich, spielt für das, was als moralisch und unmoralisch zu betrachten ist, keine Rolle oder spielt für das, was als „unnatürlich“ zu bezeichnen ist, keine Rolle von den religiösen oder kulturellen Traditionen des Sprechers verurteilt zu werden. Nur weil eine Eigenschaft oder Aktivität nicht die Norm unter Menschen ist, macht sie es nicht „unnatürlich“ und daher falsch.

Immer wieder wird „bibeltreu“ argumentiert, Homosexualität dürfe nach Gottes Willen nicht sein. Wie soll man in dieser Frage theologisch urteilen? Jürgen Ebach ging bereits 2011 anlässlich der Diskussion um gleichgeschlechtliche Paare im Pfarrhaus auf Fragen der Bibelauslegung ein.

Da sind auf der einen Seite diejenigen, die an der strikten Verbindlichkeit der „Schrift“ festhalten, und auf der anderen Seite diejenigen, die auf kultur- und wissensgeschichtliche Differenzen zwischen biblischen und gegenwärtigen Lebenswelten verweisen. Gerade die Debatten um Homosexualität und Kirche zeigen beide Positionen in unüberbrückbarem Gegensatz

Die Erklärung, das stehe nun einmal in der Bibel, überzeugt die einen nicht, und die Bekundung, man müsse das heute anders beurteilen, die anderen nicht. Ich möchte die Position derer, für die die „Schrift“ verbindliche Lebensnorm ist, ganz ernst nehmen, ja ich teile sie. Dass ich dennoch und gerade darum jede Diskriminierung nicht nur der Veranlagung, sondern auch der gelebten Sexualität von Homosexuellen ablehne, will ich begründen.

Die Bibel kennt keine homosexuellen Partnerschaften?

Die Gründe liegen auf mehreren Ebenen. Die eine hat mit meiner historisch-exegetischen Sicht als Bibelwissenschaftler zu tun. Weder im Alten noch im Neuen Testament ist in den negativen Aussagen über homosexuelle Praktiken eine auf Dauer angelegte Liebesbeziehung zwischen Menschen gleichen Geschlechts im Blick. Die beiden Stellen im 3. Mosebuch (18,2220,13), die es als Gräuel bezeichnen, wenn ein Mann bei einem Mann wie bei einer Frau liegt, haben keine homosexuelle Partnerschaft vor Augen, sondern einen bestimmten Sexualakt, der als für Männer entwürdigend gilt.

Jürgen Ebach, geboren 1945, war bis 2010 Professor für Exegese und Theologie des Alten Testaments und biblische Hermeneutik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Vollends die schlimme Geschichte in 1 Mose 19 muss bei dieser Frage außer Acht bleiben. Denn hier geht es um Vergewaltigung von Männern. Wäre das ein Argument gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, so wären biblische Erzählungen von der Vergewaltigung einer Frau ein Argument gegen heterosexuelle Beziehungen. Wer Homosexualität auf eine Ebene mit Vergewaltigung und Gewalt gegen Kinder und Jugendliche stellt, verharmlost die Gewalt und kann sie darum sogar befördern.

Paulus verurteilt (Römer 1,26f.) den Geschlechtsverkehr von Frauen und Frauen, Männern und Männern als „gegen die Natur“. An anderer Stelle (1Korinther 11,14) bietet Paulus das gleiche Argument gegen Männer auf, die das Haar lang wachsen lassen. Um „Natur“ geht es da gewiss nicht. Haare wachsen bei Männern nicht weniger als bei Frauen und die Haartracht ist eine Frage von Kultur und Mode. Warum sollte der fragwürdige Naturbegriff des Paulus in der Homosexualitätsdebatte zum Urteilsgrund werden? Ich vermute, dass es letztlich nicht diese und ähnliche Bibelstellen sind, die das Urteil begründen, sondern dass sie ein ohnehin feststehendes Urteil unterfüttern. Biblische Worte und Texte werden dann zur Norm, wenn sie das bestätigen, was man aus anderen und teilweise durchaus honorigen Gründen selbst meint. Tun sie das nicht, werden sie als Zeugnisse einer vergangenen Lebenswelt abgebucht.

Auch ein nicht ganz durchgebratenes Steak gilt in der Bibel als Gräuel

Damit bin ich bei einer zweiten Ebene. Warum nimmt wer, wie und wogegen welche Worte der „Schrift“ in Anspruch und warum andere nicht? Einige Beispiele: In der Bibel erscheint ungeborenes Leben nicht als Leben – man lese dazu 2 Mose 21,22-25. Niemand in der Kirche wird das als heute zureichende biblische Norm in der Abtreibungsfrage ansehen. Es gibt eine Fülle biblischer Gesetze, deren Einhaltung in einer evangelischen Kirche auch von Biblizisten nicht eingeklagt wird.

Ich denke an die Reinheitsvorschriften etwa im 3. Mosebuch. Was beispielsweise darf man essen und was man nicht? Dieses Thema nimmt in der „Schrift“ sehr viel mehr Raum ein als die Bemerkungen über homosexuelle Praktik. Mit derselben Begründung, es sei Gott ein Gräuel, wird dort vieles ins Unrecht gesetzt, was heute niemand einer Pfarrerin oder einem Pfarrer verübelte. Wären die entsprechenden Priestergesetze für sie verbindlich, dürften sie weder sich den Bart stutzen, noch Schweinefleisch essen, noch an Beerdigungen teilnehmen und körperbehindert dürften sie auch nicht sein. Denn all das ist ebenso ein Gräuel, wie wenn ein Mann bei einem Mann wie bei einer Frau liegt. Warum soll das eine gelten und das andere nicht?

Nun wird erklärt, nur diejenigen Bestimmungen des Alten Testaments, die auch im Neuen Testament in Geltung bleiben, seien für Christenmenschen verbindlich. Aber wie steht es dann mit dem „Blutgenuss“, der in Apostelgeschichte 15,20 mit höchster Autorität, nämlich von den Repräsentanten der Jerusalemer Gemeinde, unter ihnen Petrus und Jakobus, und von Paulus gemeinsam formuliert, allen untersagt bleibt, die Jesus als den Messias anerkennen? Warum sagen die Altbischöfe nicht mit eben derselben Klarheit, Menschen, die ein nicht durchgebratenes Steak oder gar Blutwurst essen, dürfe es im Pfarrhaus ebenso wenig geben wie homosexuell Lebende? Und ist es nicht eigentümlich, dass ausgerechnet Paulus für die Begründung der Ehe in Anspruch genommen wird? Er hält es für besser, enthaltsam zu leben und sieht in der Ehe eine immerhin brauchbare Kanalisation der Sexualität (1 Korinther 7,1f.). Immer noch besser die Ehe als ins Bordell zu gehen! Soll das so heute in der Kirche gelten?

Bis zur Widersprüchlichkeit reichende Vielfalt

Aber nun eine dritte Ebene: Es wäre unredlich, wenn ich diese Fragen nur an die richtete, die beim Homosexualitätsthema anders denken als ich. Denn ich muss mich selbst fragen, warum ich wann und wogegen biblische Worte und Texte in Anschlag bringe und wo nicht. Mir wäre es ja auch nicht Recht, wenn etwa ein Neoliberaler gegen die mir wichtigen biblischen Normen sozialer Gerechtigkeit einwendete, das seien ja ganz andere Zeiten gewesen und man könne die Bibel nicht für gegenwärtige Wirtschafts- und Sozialfragen in Anspruch nehmen. Warum erachte ich biblische Worte im Bereich der Sexualethik nicht als Norm für die Gegenwart und solche, die von den Armen und den Fremden handeln, sehr wohl? Ohne diese kritische Rückfrage an mich selbst blieben meine bald argumentativen, bald spöttischen Bemerkungen über diejenigen, die in der Homosexualitätsfrage biblisch und biblizistisch argumentieren, schal. Und wie gehe ich mit diesen Rückfragen an mich selbst um?

Spätestens an dieser Stelle geht es um die Frage, was es eigentlich heißt, die „Schrift“ als letztgültige Norm zu verstehen. Die Bibel ist uns als Kanon biblischer Schriften vermittelt. Und in diesem Kanon gibt es Spannungen und Widersprüche. In vielen Fragen gibt es mehr als eine Antwort und manche dieser Antworten widersprechen einander. Und das ist nicht so, weil die Alten diese Widersprüche nicht bemerkt hätten – sie waren nicht dümmer als wir! –, sondern weil sie diese bis zur Widersprüchlichkeit reichende Vielfalt gewollt haben. Sie führt dazu, dass ich einem biblischen Wort zuweilen nur folgen kann, wenn ich einem anderen biblischen Wort widerspreche. Warum werden Frauen zu Pfarrerinnen ordiniert, wo es doch in 1 Korinther 14,34 heißt, sie sollten in der Gemeinde schweigen? Weil dagegen die Schöpfungsgeschichte steht, in der der Mensch, männlich und weiblich, Bild Gottes ist! Warum ist es auch biblisch theologisch erlaubt, einzelne Sätze der Bibel über die Homosexualität heute nicht gelten zu lassen? Weil dagegen im Alten und im Neuen Testament das Gebot der Nächstenliebe und der Fremdenliebe steht, das es ausschließt, meine Mitmenschen und auch die, deren Lebensweise mir fremd ist, zu diskriminieren!

Unteilbare Menschenrechte

Mit der Bibel ins Gespräch zu kommen heißt darum auch, das innerbiblische Gespräch und seine verbindliche Vielfalt wahrzunehmen. Wenn Texte gegen Texte stehen, dann muss man diskutieren, alle sollen zu Wort kommen und letztlich muss man mehrheitlich entscheiden, was gelten soll. In Evangelischen Synoden ist es da nicht anders als in der Demokratie. Was die Wahrheit ist, lässt sich mit keiner Mehrheit entscheiden, wohl aber, was – wenigstens für eine Weile – gelten soll.

„Die Erkenntnisse über die Entstehungsbedingungen der Homosexualität in ihren sehr verschiedenen Arten schließen es jedenfalls aus, die Aussage des Paulus heute noch in dem Sinne zu übernehmen, dass Homosexualität ein sittlich verwerfbares Vergehen sei.“ Dieser Satz steht in einem Kommentar zum Römerbrief (EKK VI/1, 1978, 110f.) und sein Verfasser ist derselbe Ulrich Wilckens, der zu den Autoren jenes Briefes der Altbischöfe gehört. Der Neutestamentler Wilckens ist nicht gezwungen, frühere Einsichten beizubehalten, aber er muss sich dann auch fragen lassen, ob es biblisch-theologische Gründe sind, die ihn zu einer Sinnesänderung bewegt haben. Christinnen und Christen steht es gut an, sich und andere daran zu erinnern, dass die Menschenrechte in der Geschichte weithin gegen die Kirchen erkämpft wurden.

Sagt die Bibel etwas zu heutiger Homosexualität?

– von Pfarrer Dr. Gerrit Hohage –

1. Bibel und Homosexualität: Das „Leerstellen-Argument“

Handeln die biblischen Texte, in denen von Homosexualität die Rede ist, gar nicht von gleichgeschlechtlichen Beziehungen in heutigem Sinne? Diese Ansicht wird in der kirchlichen Debatte über „Sexuelle Vielfalt“ immer häufiger vertreten. In der Absicht, homosexuelle Beziehungen und Partnerschaften auch kirchlich zu legitimieren und der Ehe gleichzustellen, versucht man auf diese Weise, den Widerspruch zu verschiedenen biblischen Texten aufzulösen. Es geht dabei vor allem um folgende Stellen in den Paulusbriefen: Römer 1,26-271. Korinther 6,9-10 (sie nimmt auf 3 Mose 18,22 Bezug) und 1.Timotheus 1,10. In ihnen allen werden homosexuelle Handlungen abgelehnt.

Diesem Problem versuchen vor allem evangelische Theologinnen und Theologen mit dem „Leerstellen-Argument“ zu begegnen. Dieses sagt: In den genannten Bibelstellen geht es in Wirklichkeit um etwas ganz anderes als (heutige) Homosexualität, so dass die Bibel, obwohl sie etwas zu homosexuellen Handlungen sagt, letztlich dazu doch nichts sagt, und wenn sie nichts dazu sagt, „dann ist es eigentlich egal.“

Bei Margot Käßmann etwa klingt das „Leerstellen-Argument“ so (1 – Fußnoten siehe unten): Die Bibel meint „nicht Paare, die einander ein Jawort geben, zueinander stehen wollen in guten und in schweren Zeiten ein Leben lang. Das war zu biblischen Zeiten doch gar nicht vorstellbar! Es geht vielmehr um eine Mahnung zu verantwortlicher Sexualität, die nicht mit Erniedrigung, Beliebigkeit oder gar Gewalt einhergeht, sondern mit Liebe und gegenseitigem Respekt.“ Ähnlich argumentiert der Badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (2): Die biblischen Texte handelten nicht von Homosexualität in heutigem Sinne, da es diese im Sinne eines Miteinanders von zwei gleichberechtigten Personen noch nicht gegeben habe. Homosexualität habe sich in der Antike ausschließlich im Rahmen eines Sozialgefälles zwischen einem Mann als freiem Rechtssubjekt und abhängigen Personen (Kinder, Sklaven) abgespielt, und nur (!) gegen diese Machtkomponente wendeten sich die Bibelstellen. Diese Lesart ist nicht nur in den Positionierungen von Kirchenleitungen, sondern auch im Bereich universitärer Theologie anzutreffen, etwa im neuen EKK-Kommentar von Michel Wolter (siehe Anhang 2) oder beim Ludwigsburger Professor Dr. Siegfried Zimmer in einem Podcast des Channels „Worthaus“. (3)

In Sozialen Medien gab es dazu eine auf hohem Niveau geführte Kontroverse. Mehrere Theologen wie z.B. der Augsburger Katholik Johannes Hartl haben Zimmer widersprochen (4). Sie ziehen das „Leerstellen-Argument“ grundsätzlich in Zweifel. Die Frage ist also: „Zieht“ dieses Argument? Wird die Bibel in historischem Sinne sachgemäß verstanden, wenn man sagt, dass sie sich nicht auf gleichberechtigte gelebte Homosexualität in heutigem Sinne beziehen kann? Dies ist völlig unabhängig davon, dass man seinem homosexuellen Nächsten mit Annahme und Wertschätzung begegnen sollte, oder dass man ihre Entscheidung zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft respektieren sollte. Es ist auch noch unabhängig davon, wie wir (evangelische) Christen heute Homosexualität bewerten. Ich möchte hier – bei allem Verständnis gegenüber denen, das „LeerstellenArgument“ in letzter Zeit stark gemacht haben – folgender Frage nachgehen:

Ist die Aussage, dass die Bibel nichts zu heutiger (partnerschaftlicher) Homosexualität sagt, sachlich und historisch richtig? 

2. Vier Argumente gegen das „Leerstellen-Argument“

2.1. Was Jesus zur Ehe sagt

Als Christinnen und Christen gehen wir von den Worten Jesu Christi aus (5). In Markus 10,2-12 sowie
Matthäus 19,3-9 äußert sich Jesus ausdrücklich zur Ehe (6). Er nimmt dabei beide Schöpfungsberichte am Anfang der Bibel auf (1. Mose 2,4b-25, hier besonders Vers 24 und 1. Mose 1,26-28, hier besonders Vers 27, siehe Anhang 1), sowie das 6. Gebot (2. Mose 20,14). Wenn man diese drei von Jesus zusammengestellten Texte sowie seine Auslegung betrachtet, erschließen sich umgehend folgende sechs Kennzeichen einer Ehe im christlichen Sinn:

1) Es handelt sich um eine exklusive Zweierbeziehung
2) Die Zweierbeziehung ist gegengeschlechtlich, auf Fortpflanzung angelegt
3) sie hat einen offiziellen Charakter (erkennbar am sichtbaren „Verlassen“ des Elternhauses), soll also keine geheime Verbindung sein
4) sie ist der legitime Ort sexueller Begegnung
5) sie wird auf Lebenszeit geschlossen und soll nicht vom Menschen geschieden werden
6) sie ist geschützt und soll nicht gebrochen werden (Bezugnahme auf das 6. Gebot). Ehebruch des Partners ist denn auch der einzige Grund, der die Fortsetzung der Partnerschaft in Frage stellt.

Diese sechs Kennzeichen sind im Gesamten für die Ehe in christlichem Sinn konstitutiv, d.h. man kann keines einfach weglassen – auch nicht das zweite. Insofern macht Jesus auch eine indirekte Aussage über andere Lebensformen sexueller Art. Sie fallen aus diesem Rahmen und sind nicht dasselbe. Seit den Tagen der Urchristenheit bis heute bilden diese sechs Kennzeichen den roten Faden der christlichen Ehe, und zwar in der gesamten weltweiten Kirche aller Konfessionen durch alle Jahrhunderte hindurch – erst die westlich geprägte evangelische Kirche des 21. Jahrhunderts will einen anderen Weg gehen.

Nach den Worten Jesu hat sich Gott der Schöpfer das von Anfang an so gedacht, auch wenn es im Verlauf der Geschichte nicht immer so war. Wenn das Leben der Menschen in diesem wie auch in allen anderen Bereichen hinter den Worten Gottes zurückbleibt (und das geschieht), dann hebt das die Worte selbst nicht auf. Man kann scheitern und der Erneuerung und Vergebung bedürfen, und die schenkt Jesus uns (vgl. Joh 8,1-11), aber dadurch verändert sich nicht, was Jesus gesagt hat. Man kann durch Schicksalsschläge wie den Tod des Partners zur Bildung einer neuen (1. Mose 25,1; 1. Kor 7,39) oder in sehr seltenen Fällen zu einer analogen, abgeleiteten Lebensform kommen (7). Auch die wenigen biblischen Ausnahmen aus der Not heraus ändern nicht die Regel. Die Stellen in den Paulusbriefen müssen vor dem Hintergrund dieser Regel, die Jesus gelehrt hat, gelesen werden.

2.2. In der Antike gibt es gelebte Homosexualität auch unter gleichberechtigten Menschen!

Der Bonner freikirchliche Theologe Mario Wahnschaffe hat Belege aus neuerer profangeschichtlicher Literatur gesammelt, die beweisen, dass es im antiken Griechenland Homosexualität durchaus auch unter gleichberechtigten (nämlich „freien“) Männern gab (Anhang 1). Nur war sie im Gegensatz zur Päderastie („Knabenliebe“) gesellschaftlich verpönt, weil es sich nicht schickte, dass ein freier Mann die sexuell passive Rolle übernahm. Es gibt aber bedeutende, auch namentlich bekannte Ausnahmen bis hin zur lebenslangen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft z.B. in der „Heiligen Schar“ von Theben, einer Armee von ausschließlich homosexuellen Männern und deren Partnern. Die These, dass der mit der griechischen Welt gut bekannte Paulus Homosexualität unter Gleichberechtigten nicht gekannt haben könne (Käßmann u.a.), lässt sich historisch nicht aufrechterhalten!

An dieser Stelle stoßen zwei gegensätzliche Argumentationslinien zusammen, die beide das Interesse verfolgen, Homosexualität zu legitimieren. Die „Gay“ und „Queer Studies“ bemühen sich um den Nachweis, dass es Homosexualität unter Gleichberechtigten bereits früh in der Kulturgeschichte gab. Sie bringen dafür immer mehr Beispiele aus der griechisch-römischen Welt zum Vorschein. Die anderen (hauptsächlich Theologen) bemühen sich um den Nachweis, dass es diese gerade noch nicht gab, um sie so als ein Phänomen herausstellen zu können, das den biblischen Texten noch unbekannt ist. Dieser Widerspruch zwischen den Legitimationsbegründungen muss wissenschaftlich irgendwann dazu führen, dass eine der beiden Linien als historisch falsch erkannt wird. Die theologische Linie hat dabei die deutlich schlechteren Karten. Die Theologin Luise Schottroff hat sie in ihrem Kommentar zum ersten Korintherbrief von 2013 bereits aufgegeben und schreibt: Es „ist ernstzunehmen, dass Paulus hier gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern generell und wie die Tora (Lev 18,2220,13) und ihre Auslegung negativ bewertet“ (8). Ein Unterschied zwischen dem, was gesagt wird und dem, worum es „in Wirklichkeit“ geht, ist also nicht anzunehmen. Oder anders ausgedrückt: Die Worte des Paulus handeln genau von dem, was sie sagen!

2.3. Es gibt keine positive Bewertung homosexueller Handlungen in der Bibel

Den (wenigen!) negativen Bewertungen steht in der gesamten Bibel keine einzige positive Bewertung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen gegenüber (9). Das zeigte bereits die EKD-Studie „Mit Spannungen leben“ von 1996 und das wurde bisher nicht widerlegt. Darin unterscheidet sich diese Fragestellung signifikant von anderen ähnlich komplexen ethischen Fragen wie z.B. der Gleichstellung von Frauen und Männern (vgl. Gal 3,18), in denen sich verschiedene Bewertungen innerhalb der Bibel gegenüberstehen.

2.4. Paulus verdeutlicht eine der Konsequenzen aus den Worten Jesu

Jesus sagt, wie die Ehe nach Gottes Willen ist; Paulus führt diese Linie weiter und verweist an mehreren Stellen auch auf (hauptsächlich heterosexuelle) Lebensweisen, die jenseits des Willens Gottes liegen. Er verdeutlicht dabei etwas, was aus Jesu Worten notwendigerweise folgt. In diesem Zusammenhang nennt er auch (!) homosexuelle Handlungen (übrigens nicht Homosexualität an sich – das ist wichtig: Er spricht von sexuellen Handlungen, nicht aber von Gefühlen oder Empfindungen, also in heutiger Begrifflichkeit von „gleichgeschlechtlicher Orientierung“).

Fazit: Das „Leerstellen-Argument“ ist, sobald es um „gelebte Homosexualität“ geht, sachlich und historisch unhaltbar! Die Bibel sagt etwas zu ihr auch im heutigen Sinne – auch wenn das vielen Menschen heute in- und außerhalb der Kirche Schwierigkeiten macht. Diese Schwierigkeiten muss (und kann) man anders angehen als dass man sich die Bibel zurechtbiegt (10).

(c) Pfarrer Dr. Gerrit Hohage * Ahornstr. 14 * 69502 Hemsbach * Tel. 06201 / 72242

Veröffentlicht unter: http://www.netzwerk-baden.de/fileadmin/Webdocuments/Ehe_und_Familie__Menschenbild__Gender-Diskussion/_04__Sagt_die_Bibel_etwas_zu_heutiger_Homosexualitaet_-_2015_Juni_-_Gerrit_Hohage.pdf

Anhang 1: Mario Wahnschaffes Belegsammlung homosexueller Beziehungen unter Gleichberechtigten in der Antike

Ich gebe die betreffenden Passagen im Blog von Mario Wahnschaffe unter leichter Kürzung und Überarbeitung (gekennzeichnet:°) im Folgenden wieder (11):

In [46:14] behauptet Prof. Zimmer, dass die Antike gleichberechtigte, liebevolle, von beiden Seiten bejahte homosexuelle Beziehungen nicht kannte. Somit lassen sich die Verse der Bibel, die gegen Homosexualität sprechen, nur auf gewalttätige und päderastische ° sexuelle Handlungen (Sex mit minderjährigen Knaben) beziehen und nicht auf heutige freiwillige homosexuelle Beziehungen.

Wo sind die Quellen für diese Postulate?

Dagegen lässt sich folgendes lesen über gleichaltrige, homosexuelle Beziehungen in der Antike: „Hingegen waren gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen erwachsenen und mit dem [athenischen] Bürgerrecht ausgestatteten Männern während der klassischen Epoche Griechenlands gesellschaftlich verpönt und galten für die betreffenden Männer als ‚unehrenhaft‘“; sie scheinen jedoch nicht strafrechtlich verfolgt worden zu sein.“ (Quelle: Andreas Mohr: Eheleute, Männerbünde, Kulttransvestiten, S. 89.

Sich sexuell passiv verhaltende, freie, erwachsene und mit dem athenischen Bürgerrecht versehene Männer wurden – analog zur Situation in anderen griechischen Städten – als „kinaidoi“ bezeichnet, was in ethisch negativ wertender Form die sexuelle Passivität Freigeborener bezeichnet, und zwar im Sinne der Adjektive „weibisch“, „schandhaft“ und/oder „schamlos“. Elke Hartmann führt hierzu aus: „Wer Männer begehrte, die dem Alter eines eromenos entwachsen waren, wurde als weibisch verspottet.“ (Quellen: Thomas K. Hubbard: Homosexuality in Greece and Rome. A Sourcebook on basic Documents in Translation. Los Angeles 2003, S. 6–7. – John J. Winkler: The Constraints of Desire: The Anthropology of Sex and Gender in Ancient Greece. New York 1990. – Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5. Stuttgart/Weimar 1998, Sp. 704.)

° In Theben wurde um 378 v. Chr. die Heilige Schar von Gorgidas eingeführt und in der Folgezeit von Pelopidas zu einer Spezialeinheit geformt. Es handelte sich um eine militärische Elitetruppe, die ausschließlich aus 150 Liebhabern und ihren 150 Geliebten bestand. Allgemein waren sexuelle Kontakte in den Armeen der Antike nicht unüblich, so dass einige Soldaten sogar ihre Geliebten mit zum Kriegsdienst nahmen. (Quellen: Crompton, Louis: Homosexuality and Civilization. London: Havard UP 2003, S. 4. – Dover, Kenneth J.: Greek Homosexuality. London: Duckworth 1978, S.69. – Kenneth Dover: Homosexualität in der griechischen Antike, S. 192.)°

In der Ilias spielen Achilles und Patroklos eine besondere Rolle. Obwohl in dem Werk nicht explizit ausgesprochen wird, dass die Beziehung beider sexueller Natur war, bestand zwischen beiden doch eine tiefe emotionale Beziehung. Platon war der erste, der sie als Liebespaar ansprach. In der homerischen Dichtung werden sie als gleichberechtigt dargestellt.

Viele gleichgeschlechtliche Paare sind aus der Zeit des antiken Griechenlands überliefert. Unter ihnen befinden sich Euripides und Agathon sowie Alexander der Große und Hephaistion. Agathon wird wegen seiner Homosexualität verspottet von den Frauen. (Quelle: Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft im archaischen und klassischen Griechenland, Winfried Schmitz, S.342)

Hephaistion war ein makedonischer Adeliger, der engste Freund, General, Leibwächter und möglicherweise auch der Geliebte Alexanders des Großen. Aufgrund seiner besonderen Loyalität zu Alexander und dessen politischem Programm der Aussöhnung und Verschmelzung der verschiedenen Völker seines Reiches konnte er zum zweiten Mann des Reiches aufsteigen.

Juvenal verurteilt zahlreiche Formen männlicher Homosexualität und klagt vor allem römische Männer hoher Geburt an, die sich nach außen hin moralisch geben, im heimlichen aber weibliches Verhalten zu Tage legen. Er findet Männer, die weibliches Verhalten offen zur Schau tragen, zwar bemitleidenswert, aber ehrlicher und preist zum Schluss als wirklich wahre Liebe die eines Mannes zu einem Knaben. Öffentliche Reden verurteilen in der Regel alle Formen von Homosexualität unter römischen Bürgern bzw. freigeborenen Männern. Als Julius Caesar in Bithynien war, wurde ihm ein Verhältnis zum dortigen König Nikomedes nachgesagt, was ihm einen schlechten Ruf einbrachte, aber offensichtlich keinerlei rechtliche Folgen hatte. Kaiser Hadrian hatte eine Beziehung zu dem jüngeren Antinoos, ohne dass dies weiter kritisiert wurde. (Quellen: Juvenal: Satire 2; Sueton: Gaius Iulius Caesar, 2) […]

3. Keine lesbische Homosexualität in der Antike?

In [25:06] führt Prof. Zimmer aus, dass es im alten Orient keine lesbische Sexualität gegeben hätte und dass
man so etwas nicht gekannt hätte.

Was sagt die antike Literatur dazu? Es gibt nur wenige Quellen zur weiblichen Homosexualität. Für Sparta sind immerhin erotische Beziehungen älterer zu jüngeren Frauen belegt, die im Rahmen des Erziehungssystems eine der Agoge der männlichen Jugendlichen vergleichbare Rolle mit Blick auf weibliche Heranwachsende gespielt haben könnten, während das Thema in Athen anscheinend eher ignoriert wurde bzw. möglicherweise sogar tabuisiert war. Allerdings gibt es in der Dichtung von Sappho (630 v.Chr.), der Lyrikerin von der Insel Lesbos, zahlreiche Belege für gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen, wobei es auch hier um die Liebe einer etwas älteren Frau zu jüngeren ging. Diese Beziehungen wurden offensichtlich akzeptiert. Sie wurde anscheinend erst in klassischer Zeit unter athenischem Einfluss in einem eher negativen Licht dargestellt. (Quellen: Ernst Baltrusch: Sparta, S. 68: „Auch für die jungen Mädchen sind besonders enge Beziehungen zu ihren ‚Lehrerinnen‘ überliefert.“ – Einen Überblick über die Lieder der Sappho bietet Max Treu: Sappho: Lieder. Griechisch und deutsch. 6. Auflage. München 1979.)

Ihre Lieder, in denen sie die Schönheit ihrer Freundinnen, Schülerinnen und vor allem auch ihrer Tochter besingt, sind im Anschluss an ein Scholion zu Martials Epigramm 7,67 seit Domizio Calderino (1474) auf die Liebe Sapphos zu Frauen bezogen worden; von dieser Auffassung schreibt sich die Bezeichnung „lesbische“ oder „sapphische“ Liebe für weibliche Homosexualität her.

Dieser Belegsammlung von Mario Wahnschaffe, die sich umfassend erweitern lässt, möchte ich noch Platons Dialog „Symposion“ Abschnitt 15-16 zur Seite stellen. Er gibt darin die Legende von den „Kugelmenschen“ und einem ursprünglichen „Dritten Geschlecht“ wieder, dem Mannweib: 

„Die Weiber dann, die aus dem alten Geschlechte des ganzen Weibes geschnitten sind, haben wenig Sinn für den Mann und fühlen sich mehr zum eigenen Geschlechte hingezogen: die lesbischen Frauen stammen aus diesem Geschlecht. Und endlich die Männer, die aus dem alten männlichen Geschlechte geschnitten sind, gehen dem Manne nach. Schon als Knaben lieben sie die Männer und sind froh, wenn sie Männer umarmen und mit Männern liegen. Gerade die mutigsten finden wir unter ihnen, da sie ja doch schon von Natur aus sozusagen die männlichsten sind. Wer sie schamlos nennt, der lügt. Denn nicht aus Schamlosigkeit handeln sie so; nein, ihr Mut, ihre Mannhaftigkeit, ihre Männlichkeit liebt eben ihresgleichen. Und das beweist es: nur sie dienen, reif und zu Männern geworden, dem Staate. Als Männer lieben sie wieder Knaben und Jünglinge und kümmern sich wenig darum, ein Weib zu nehmen und Kinder mit ihm zu zeugen; es genügt ihnen durchaus, unverheiratet nur miteinander zu leben. So also sind die Freunde und Geliebten entstanden, auch sie lieben eben nur ihr eigenes altes Geschlecht. Wenn nun einer von diesen oder jenen anderen seiner eigenen Hälfte zum erstenmal begegnet, da werden er und der andere wundersam von Freundschaft, Heimlichkeit und Liebe bewegt, und beide wollen nicht mehr voneinander lassen. Aber sie, die von nun an ihr ganzes Leben beieinander weilen [Hervorhebung von mir – d.i. lebenslange Gemeinschaft; gegen M. Käßmann, siehe oben S. 1], sie wissen dennoch niemals und niemand zu sagen, was sie wollten, daß mit ihnen geschähe.“

Einen Forschungsüberblick, der die bisherigen Ergebnisse bestätigt, bieten des weiteren folgende Wikipedia Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualität im antiken Griechenland ; https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualität im Römischen Reich

Anhang 2: Anmerkungen zum Römerbrief-Kommentar von Michael Wolter – für Theologinnen und Theologen

Michael Wolter kommt im 2014 erschienenen ersten Teilbands des EKK-Kommentars zum Römerbrief zum Ergebnis, Röm 1,26-27 sei „Bestandteil einer affektiven rhetorischen Strategie, die ledig lich darauf abzielt, Verhaltensweisen zu diskreditieren, die der kulturellen Konvention widersprechen“. Sexuelle Identität bleibe unberücksichtigt. Diese Bibelstelle ließe sich nicht für den christlichen Umgang mit Homosexualität „instrumentalisieren“ (S. 153f.).

Dem kann begründet widersprochen werden:

(1) Dieses Ergebnis kommt via Zirkelschluss dadurch zustande, dass Wolter S. 149 expressis verbis die „Gender“-Perspektive in die Auslegung einträgt, die sich dann im Ertrag – v.a. S. 153f. in zahlreichen Setzungen, was „stets“ oder „immer“ irgendwie „ist“ – lediglich spiegelt. Hier werden unbelegte ideologische Versatzstücke aus den „Gender Studies“ – ausdrücklich mit dem Anspruch von „Wahrheit“! – zum Interpretament für Paulus (12).

(2) Warum die durch den Begriff „ὁµοίος“ in V.27a erstellte Gleichung nur in eine Richtung und nicht bidirektional als Analogon interpretabel sein soll (S. 151), ist nicht plausibel.13 Die Beobachtung eines rhetorischen Achtergewichts rechtfertigt nicht die Annahme eines sachlichen Gefälles, das eine wechselseitige Explikation ausschließen würde.

(3) Fußn. 66 (S. 149) konstatiert Wolter, in Paulus’ Anführung von „ϑήλειαι“ und „ἄρσενοι“ sei „eine Anspielung auf Gen 1,27 nicht zu erkennen“. Das verwundert sehr, da diese Begriffe üblich sind, um das Geschlecht nach seiner sexuellen Seite zu bezeichnen und sie genau in dieser Weise Mt 19,4 in klassischer Septuaginta-Übersetzung von Gen 1,27 aufgenommen sind14 (den Grund für die weibliche Voranstellung hat er m.E. zutreffend herausgearbeitet). „ἄρσεν καὶ ϑῆλυ“ als Übersetzung von בה ֵקְוּנ ׇ כרׇזׇ kommt auch an anderen Stellen in vergleichbarer Weise vor, so in der Noahgeschichte Gen 7 etc. Es gibt keine näherliegende Begrifflichkeit, dasselbe auszudrücken, zumal im Kontext Gen 1,28 die Fruchtbarkeit und das Sich-Mehren durch sexuellen Kontakt ausdrücklich zum Auftrag gemacht wird. Vor allem aber entgeht Wolter, dass Lev 18,22 LXX ausdrücklich heißt: µετὰ ἄρσενος, mit derselben substantivierten Form, lediglich im Kollektivsingular und ohne bestimmten Artikel (beides kommt Röm 1 durch den Kontext zustande). Der pagane φύσιϛ-Begriff, den Paulus (wie Philo und Josephus!15) aufnimmt, wird dadurch doppelt
interpretabel: Was den Heiden, die kein Gesetz haben, anhand der Natur klar sein müsste, ist dem Israeliten durch die Thora überdeutlich (vgl. Röm 2,12.14-15). Dieser Zusammenhang paulinischer Theologie wird von Wolter S. 153 Absatz 3 schlicht ausgeblendet.

(4) Wenig überzeugend ist, Paulus die Nichtberücksichtigung der „sexuellen Identität“ vorzuwerfen (S 153) – personale Identitätskonzepte entstehen überhaupt erst im 20. Jahrhundert und sie führen zur Fortschreibung, nicht zur Ausradierung früher formulierter Anthropologie. Der Kniff, „homosexuelle Identitäten“ als Leerstelle bei Paulus zu behaupten, die er noch nicht im Blick gehabt habe, scheitert im Übrigen formallogisch an der Tatsache, dass damit lediglich ein Holonym eingeführt wird, dessen Meronym „homosexueller Handlungen“ neuzeitlicher Menschen mit „homosexueller Identität“ aber immer noch nichts anderes sind als eben homosexuelle Handlungen. Der behauptete Ausnahmecharakter bleibt somit logisch unbegründet.

(5) Sicher schließt sich Paulus an ein „antipaganes jüdisches Stereotyp“ an (S. 153) und verschärft es durch die Aufnahme des φύσιϛ-Begriffes. Die Pointe seiner Argumentation ist jedoch deren fortgesetzte Ausweitung, so dass an deren Ende „alle, Juden wie Griechen, unter der Sünde sind“ (3,9) – dies wird durch die vielfältigen Beispiele erwiesen – und „ohne Verdienst gerecht werden aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“ (3,24; vgl. dazu oben 3.3). Homosexuelle Handlungen aus diesem Gesamtzusammenhang durch die „Leerstellenargumentation“ sekundär wieder auszuklammern ist bei kohärenter Textinterpretation nicht möglich. Ebenso unmöglich ist es aber, sie als etwas Besonderes herauszuheben und exklusiv im Gegensatz zu anderen der genannten Erweise grenzenloser Erlösungsbedürftigkeit mit sozialer Ausgrenzung zu belegen (16). In dieser Hinsicht wird man sich der Warnung vor einer Instrumentalisierung dieser Stellen anschließen können. Die Fragen, die sich aus Röm 6 an die Heiligung als „christusgemäßem Leben“ stellen, betreffen das volkskirchliche Selbstverständnis insgesamt und können nicht exklusiv auf eine Personengruppe bezogen werden.

Wolters Kommentar zeigt die Gefährdung der Exegese für Abhängigkeiten durch den zeitgeschichtlichen Kontext auf – gerade in der Differenz zu früheren Auslegungen und der Beobachtung, dass diese nicht auf analytischem, sondern auf konstruktivem Wege durch Eintragungen zustande kommt.

Fußnoten:

(1) http://www.bild.de/politik/inland/gleichberechtigung/wenn-zwei-aus-liebe-heiraten-wer-will-das-einschraenken-41151346.bild.html
(2) Jochen Cornelius-Bundschuh: Sexuelle Vielfalt als Herausforderung in Kirche und Gesellschaft. Vortrag in Walldorf am 22. März 2015: http://www.ekiba.de/html/aktuell/aktuell_u.html?t=3e7e528ecb9a5cb339ca7e2e6bac1c76&tto=d050170b&&cataktuell=&m=13523&artikel=7697 ebenso in: Pforzheimer Zeitung 9. Mai 2015, S. 4
(3) https://www.youtube.com/watch?v=VLf-umCdAkg
(4) http://www.kath.net/news/50257https://www.facebook.com/johannes.hartl.100/posts/1117376658288330
(5) Vgl. ausführlich: Gerrit Hohage: Ehe, Familie, Gender Teil 1: http://goo.gl/sHqsnF
(6)  Dass der Begriff „Ehe“ als Abstraktsubstantiv für das, was Jesus mit diesen sechs Kennzeichen beschreibt, erst später in Mode kam, braucht dabei nicht zu verwirren. Man hatte vorher schlicht andere Worte (Vorgangsverben wie „heiraten“ oder personal bezogene Substantive wie „ihr Mann“ oder „seine Frau“), um die Sache zu beschreiben.
(7) Als Beispiel für so etwas werden gerne Ruth und Noomi im biblischen Buch Ruth angeführt – die verstanden ihre Treue aber nicht als „Ehe“, sondern als Schicksalsgemeinschaft, die von der späteren (zweiten) Ehe unterschieden wird
(8) Luise Schottroff: Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Stuttgart 2013, S. 100
(9) Vgl. Punkt 2 der EKD-Studie „Mit Spannungen leben“: https://www.ekd.de/familie/spannungen_1996_2.html
(10) Vgl. zum Ganzen Gerrit Hohage: Ehe, Familie, Gender Teil 2, S.23-32:  http://www.netzwerkbaden.de/fileadmin/Webdocuments/Ehe_und_Familie__Menschenbild__Gender-Diskussion/_01a__Ehe_Familie_Gender_-_Teil_2_-_Gerrit_Hohage.pdf sowie demnächst: „Bibel, Homosexualität und die evangelische Theologie auf http://www.netzwerk-baden.de
(11) Das Original steht unter http://www.mariowahnschaffe.de/blog/einzelpredigten/prof-dr-siegfried-zimmer-und-die-schwule-frage
(12) Vgl. dazu Gerrit Hohage: Ehe, Familie, Gender Teil 2, a.a.O. (vgl. den Link oben Fußn. 10
(13) Vgl. J. Schneider: ὁµοίος κτλ, ThWNT V (1954) 186-188 (187,9-10); R. Jewett: Romans (Hermeneia), Minneapolis: Fortress Press, 2007, S. 178: „The link between the two sentences clarifies that both male and female homoeroticism are seen as evidence of the same πάθη ἀτιµίας („passions of dishonor“). In the context of natural versus unnatural intercourse, the aorist participle ἀφέντες („abandonning“) is the rough equivalent of the term „exchange“ in v. 26b.“
(14) Luise Schottroff, a.a.O. S. 100 führt im Gegensatz zu Wolter aus: „Paulus bewertet die gleichgeschlechtliche Beziehung von Männern (1 Kor 6,9Röm 1,27) und Frauen (Röm 1,26) negativ, weil er sie als Eingriff in die Schöpfung versteht und dadurch als Entehrung der eigenen Körper (Röm 1,24.25).“
(15) Philo: Von den Einzelgesetzen I, 325; III, 37-43; Josephus: Gegen Apion II, 199 interpretieren dabei die φύσιϛ vom alttestamentlichen Gesetz her.
(16) In meinem Text „Ehe, Familie, Gender Teil 2“ (a.a.O, vgl. oben den Link in Fußn. 10) S. 26f. habe ich einen ersten Versuch gemacht, die Gesamtargumentation des Paulus Röm 1-3 für die konkrete Verarbeitung dieser Stelle fruchtbar zu machen. Ein ausführlicherer Versuch, die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten einander gegenüberzustellen, wird in Kürze folgen unter dem Titel: „Bibel, Homosexualität und die evangelische Theologie“:  http://www.netzwerk-baden.de/fileadmin/Webdocuments/Ehe_und_Familie__Menschenbild__Gender-Diskussion/_07__-_Bibel_Homosexualitaet_und_die_evangelische_Theologie_-_Gerrit_Hohage.pdf
Vgl. außerdem: Michael Diener: Hermeneutik und  Homosexualität als bleibende Herausforderungen für die Gemeinschaftsbewegung. Grundsätzliche und seelsorgerliche Überlegungen. Präsesbericht 2014, S. 26ff. http://www.gnadauer.de/cms/fileadmin/bilder/themen_texte/pr%C3%A4sesberichte/Pr%C3%A4sesbericht_2014.pdf
Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten